Abraham Ludwig Heinrich Jakob von Willemer


Abraham von Willemer (*24.05.1794), genannt „Brami“, wuchs als einziger Sohn von 8 Kindern des Bankiers Jacob von Willemer in Frankfurt/Main auf.
Eine chronologische Abfolge der Ereignisse zu seiner Person entnehmen Sie bitte dem Zeitstrahl weiter unten.
Informationen zu seiner Grabstätte und deren Sanierung im Jahr 2019 haben wir in weiteren Registerkarten bereitgestellt.
Am 19.06.1818 duellierten sich die streitenden Parteien in der Nähe von Neuruppin.
Brami wurde dabei von dem Schuss des Gegners tödlich getroffen. Er wurde nach Großbeeren gebracht und dort beigesetzt.
Im Kirchenbuch zu Großbeeren wurde vermerkt:
„Herr Abraham Ludewig Heinrich Jacob von Willemer aus Frankfurt am Main gebürtig, Königlicher Hauptmann im 2ten Westpreußischen Infanterie Regimente, 24 Jahre alt, wurde am 19. Juni 1818 als Leiche anhero gebracht. Er verstarb an den Folgen einer im Zweikampf erhaltenen Schußwunde.
Der Ortsprediger, welcher in Gegenwart einer militärisch gerichtlichen Commission, überzeugte sich von der Wahrheit.
Der Leichnam wurde nach höheren Ortes ertheilten Erlaubnis im hiesigen herrschaftlichen Garten beigesetzt.“
Einige Jahre später wurden die Särge von Clara von Geist und Abraham von Willemer in die heutige Gruft auf der Südseite der Kirche zu Großbeeren umgebettet.

Die Gruft wurde anlässlich der Kirchenrenovierung im Jahre 1929/30 geöffnet und dabei wurde festgestellt:
„..., daß die Leiche von Willemer einbalsamiert und gut erhalten ist, auch der Sarg noch ziemlich unversehrt ist. Desgleichen befindet sich im selben Grabgewölbe die Leiche der Tochter der Frau von Geist, Clara Sidrina Ulrike Marie Auguste Pflugenie.
Sie starb im Alter von 16 Jahren am 23.12.1823 an Blutsturz und Schlagfuß. Ihr Sarg und die Leiche waren völlig zerfallen“

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Start der Arbeiten am 03.07.2019






Es geht voran, Schnappschüsse vom 25.07.2019
- Schweres Gerät war zur Anhebung der je ca. 1,5 t schweren Grabplatten erforderlich. Danach erfolgte die Innenreinigung der Gruft und deren Wiederverschließung.
- Jedes einzelne Zeichen wird von einer Papiervorlage und mit Hilfe von Kohlepapier auf den Grabplatten vorgezeichnet.
- Trotz modernster Technik bleibt das Ausmeißeln der einzelnen Buchstaben kniend und in der prallen Sonne bei über 36 Grad Celsius (25.07.2019) eine schweißtreibende Arbeit.
- Mit etwa 1000 Schlägen pro Minute und in mehrmaligen Durchgängen entstehen die einzelnen Buchstaben und Sonderzeichen.
- Nach dem Einsatz des Steinmetzes bei tropischen Hitze, war eine weitere Zeile fertig.
Einblicke in die Gruft
- Nach der Öffnung der Gruft bot sich ein recht unschöner Anblick. Was sich unter den Mauersteinen verbarg, wurde nicht näher untersucht.
- Die geöffnete Gruft ermöglichte den Einbau von Sicherungsstäben, um ein unbeabsichtigtes Hineinfallen zu verhindern.
- Neben allerlei Unrat wurden auch zwei Sarg-Tragegriffe gefunden.
- Auch dieses Paar Schuhe wurde geborgen. Ob es sich um die Schuhe von Clara von Geist handelt, ist wohl ziemlich eindeutig zu verneinen.
Zeitstrahl
- 1760Mar - 29
- 1777Jun - 01
- 1789Jun - 01
- 1791Jun - 01
- 1794May - 24
- 1796Jan - 15
- 1800Jun - 01
- 1807Jun - 01
- 1810Jun - 01
- 1813Jun - 01
- 1814Jul - 01
- 1814Aug - 12
- 1814Sep - 27
- 1814Oct - 18
- 1815Aug - 12
- 1816Jun - 01
- 1816Dec - 01
- 1818Jun - 19
- 1819Apr - 10
- 1820Feb - 20
- 1823Dec - 23
- 1838Oct - 19
- 1860Dec - 06
- 2019Aug - 24
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Johann Jacob von Willemer
Der Vater von Brami, Johann Jacob von Willemer, wird in Frankfurt am Main am 29.3.1760 in der Tongesgasse geboren. Er war drei Mal verheiratet. Seine erste Ehefrau, Meline Lange, heiratet er 1781. Sie verstarb 1792, neun Tage nach der Geburt ihres 6. Kindes. Seine zweite Ehefrau wurde Jeannette Chiron, die er 1793 ehelichte. Auch sie verstarb bereits 1796, drei Wochen nach der Geburt ihres zweiten Kindes. Seine dritte Ehefrau wurde Marianne Jung, die er 1814 heiratete. Mit ihr hatte er keine Kinder.
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Johann Wolfgang von Goethe
Johann Jakob von Willemer traf erstmals Johann Wolfgang von Goethe. Willemer bewunderte Goethe. Die beiden traten in einen regelmäßigen Schriftverkehr ein. Auch besuchte man sich gegenseitig, wenn es die Gelegenheit bot.
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königlicher Geheimrat
Johann Jacob von Willemer wird königlicher Geheimrat.
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Schicksalsschläge
Es verstarben die bis dahin einzigen Söhne von Johann Jacob von Willemer im frühen Kindesalter.
Johann Ludwig Jacob 1791 und Friedrich-Wilhelm 1793
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Geburt
Am 24.4.1794 wird Abraham (Brami) Ludwig Heinrich Jakob von Willemer als 7. von 8 Kindern des Frankfurter Bankiers Johann Jacob von Willemer geboren. Da seine beiden älteren Brüder bereits verstorben waren, setzte sein Vater seine ganze Hoffnung auf Brami als Stammhalter.
Die Familie war wohnhaft in Frankfurt am Main. Dort lebten sie am Ufer des Main, unweit vom Fahrtor entfernt. Das Haus war bekannt unter dem Namen „Zum roten Männchen“. Als Sommersitz diente die Gerbermühle, die im Zusammenhang mit diversen Goethe Besuchen später bekannt wurde.
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Bramis Mutter Jeannette stirbt
Am 15.1.1796 verstarb Bramis Mutter Jeannette, drei Wochen nach der Geburt ihrer Tochter Soretta.
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Marianne Jung
Marianne Jung wird von Johann Jacob von Willemer in seinem Haus aufgenommen. Er wollte die schauspielerischen Talente der jungen Frau fördern und ihr darüber hinaus eine gute Ausbildung zukommen lassen. Brami und Marianne wurden jahrelang von dem bekannten Pädagogen Mieg erzogen. Zwischen Brami und Marianne beiden entwickelte sich eine tiefe Zuneigung.
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Ausbildung an der Schule von Pestalozzi
Brami bekommt 1807 – 1810 eine weitere eine weitere Ausbildung an der Schule von Pestalozzi in Yverdun (Schweiz).
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Reisen
Die Familie Willemer unternimmt eine längere Reise nach Italien. Auch führen weitere Reisen Bramis nach Paris und Berlin.
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Frankfurter Freiwilligenkorps
Brami tritt dem Frankfurter Freiwilligenkorps bei.
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Brami wird zum Oberleutnant befördert
Brami erhält als Teilnehmer des Freiwilligenkorps eine eigens vom Frankfurter Senat gestiftete Gedenkmünze.
Im Juli 1814 tritt Brami in den preußischen Militärdienst ein und wird vom König von Preußen, Friedrich Wilhelm III., in persönlicher Audienz zum Oberleutnant befördert. Er wurde dem 2. Brandenburgischen Grenadier Regiment zugeteilt und nahm als Adjutant einer Brigade am zweiten Feldzug in Frankreich teil.
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Schicksalhafte Besuche
Johann Jakob von Willemer besucht mit Marianne Goethe in Wiesbaden.
Goethe besucht nach 17-jähriger Abwesenheit erstmals wieder seine Heimatstadt Frankfurt. Dabei traf er auch mehrfach seinen alten Freund Johann Jakob von Willemer und Marianne. Unter anderem wird über einen Besuch von Goethe am 12. 8.1814 auf der Gerbermühle berichtet. Dieses und weitere Treffen sollten für alle Beteiligten sehr bedeutsam werden.
Goethe empfahl seinem alten Freund, Marianne zu ehelichen, um sie und auch ihn vor dem Gerede in Frankfurt zu schützen.
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Heirat von Jacob und Marianne
Johann Jacob von Willemer heiratet kurz entschlossen Marianne am 27.9.1814.
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Jacob Willemer und Goethe
Am 18. Oktober 1814 empfing das neu vermählte Ehepaar Willemer Goethe im Willemer-Häuschen, einem auf dem Mühlberg gelegenen, 1809 erworbenen Gartenhaus, um die Freudenfeuer anlässlich des ersten Jahrestages der Völkerschlacht bei Leipzig zu beobachten.
Brami, der sich mit Marianne eng verbunden fühlte und möglicherweise weitere nicht ausgesprochene Pläne mit ihr in seinem Herzen trug, war zwar betrübt über die Heirat seines Vaters, akzeptierte es aber. Er empfand großes Glück darin, das Marianne nun fest in die Familie eingebunden war.
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Goethe zu einem 5-wöchigen Besuch
Am 12. August 1815 trifft Goethe zu einem 5-wöchigen Besuch auf der Gerbermühle ein. Dort feierte er mit den Willemers am 28. August seinen 66. Geburtstag.
Dieser Besuch wurde zu einem zentralen Punkt einer innigen Beziehung zwischen Marianne und Goethe. Sie fand ihren Höhepunkt in einem intensiven Schriftwechsel und in den Gedichten des West-östlichen Divans. Marianne wurde die einzige Frau in der Literaturgeschichte, die es sich erlaubte, dem großen deutschen Dichterfürsten in Gesichtsform auf seine Gedichte zu antworten.
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Brami wird Capitain (Hauptmann)
Johann Jacob von Willemer wird durch Kaiser Franz I. in den Adelsstand erhoben und darf von nun an das „von“ in seinem Namen tragen. Der Titel galt für ihn und seine männlichen Nachkommen.
Brami wird in Berlin als Capitain (Hauptmann) dem 2. Westpreußischem Grenadier Regiment Nr. 7 aggregiert und an die Kriegsschule kommandiert.
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Eisernes Kreuz
Brami erhält das Eiserne Kreuz für seine Teilnahme an den Freiheitskriegen.
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Das Duell
Im Juni führte ein provozierter Streit zwischen Brami von Willemer und Theodor von Borkum-Dolffs zu einem Duell. Es wurde „auf Pistole mit Barriere zu 20 Schritt“ vereinbart. Als Ort wurde ein Heidegebiet in der Nähe des Dorfes Wulkow östlich von Neuruppin ausgewählt.
Am 19. Juni um 5 Uhr morgens fanden sich die Kontrahenten mit ihren Sekundanten und einem Wundarzt vor Ort ein. Beide Duellanten bezogen ihre Stellung und legten fünf Minuten an, ohne zu schießen. Brami forderte schließlich, ungewöhnlich da er der eigentliche Herausforderer war, von Borkum-Dolffs zum ersten Schuss auf. Dieser zögerte weiter. Beide waren sich offensichtlich der Tragweite ihres Handelns bewusst. Nach erneutem Zögern, gab von Borkum-Dolffs den ersten Schuss ab, der Brami im Herzen und in beiden Lungenflügeln traf. Als sich von Borkum Dolffs entfernen wollte, raffte sich Brami noch einmal auf und gab ebenfalls einen Schuss ab und traf seinen Duellanten an der Schulter. Anschließend brach Brami zusammen. Trotz ärztlicher Versorgung verstarb Brami zwei Stunden später an den Folgen seiner Verletzung.
Seine Leiche wurde, wie testamentarisch verfügt, nach Großbeeren überführt.
Er fand seine erste Ruhestätte im Garten des Gutshofes seiner Verlobten Dorothee Baronin von Geist in Großbeeren.
Theodor von Borkum-Dolffs floh, wurde aber kurze Zeit später in Haft genommen. Entgegen der üblichen Regeln, erhielt er nicht die Todesstrafe, sondern wurde „nur“ zu 20 Jahren Festungshaft verurteilt. -
Festung Magdeburg
Im März/April bat Vater Willemer in einer Audienz Friedrich Wilhelm III., um die Begnadigung des inhaftierten Theodor von Borkum-Dolffs. Am 10. April besuchte er den Inhaftierten in der Festung Magdeburg.
Die Schwester von Brami, Maximiliane, verheiratet mit Jean Andreae, brachte am 9. November 1819 einen gesunden Sohn zu Welt. Er wurde in Erinnerung an Brami, Abraham Maria genannt. Traditionell wird von nun an, der Name Brami als Traditionsname in der Familie Andreae geführt. -
Begnadigung
Am 20.2.1820 wird der Begnadigung von Theodor von Borkum-Dolffs stattgegeben.
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Ulrike von Geist
Am 23.12. 1823 verstarb unerwarteter Ulrike von Geist. Sie war die Tochter aus erster Ehe von Dorothee von Geist. Sie wurde neben Brami im Garten des Gutshofes beigesetzt. Einige Jahre später finden beide ihre letzte Ruhestätte in der Gruft vor der Schinkel Kirche in Großbeeren.
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Johann Jacob von Willemer verstirbt
Johann Jacob von Willemer verstarb am 19.10.1838 und fand seine letzte Ruhe in der Kirchengruft der Erlöserkirche in Frankfurt Oberrad.
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Marianne von Willemer verstirbt
Marianne verstarb am 6.12.1860 in Frankfurt und wurde im Familiengrab der Familie Andreae auf dem Frankfurter Hauptfriedhof beigesetzt.
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Bramis Grab
Das Grab von Brami in Großbeeren wird instand gesetzt und in einer kleinen Feierstunde u. a. unter Teilnahme von einigen Familienangehörigen Bramis der Öffentlichkeit näher gebracht.